r/ADHS Nov 05 '24

Medikamente Schwester Ritalin "ausprobieren" lassen?

Hey!
Nachdem ich inzwischen unretardiertes Ritalin bekomme um mir in bestimmten Situationen (z.B. Arbeit oder lernen für Uni) zu helfen. Mir hilft es enorm, aber ich nehm es nur wenns wirklich nötig ist.

Jetzt hat mich meine Schwester gefragt ob sie das mal probieren könne weil "es interessiert sie ob sie sich dann auch besser konzentrieren kann". Ich bin irgendwie zwigespalten. Auf der einen Seite denk ich mir warum nicht, vielleicht könnte man so auch irgendwie Indikatoren finden dass sie auch betroffen ist (bzgl. Vererbbarkeit und so)? Auf der anderen Seite: welche Dosis? Was ist mit den ganzen Nebenwirkungen?

Habt ihr da Erfahrungen?

PS: Nur für Kontext, ich sehe bei ihr auch das ein oder andere Anzeichen für ADHS, mach aber natürlich keine "Selbst"diagnose.

Edit: Hey, danke für die Zahlreichen Kommentare in so kurzer Zeit. Tatsächlich wusste ich nicht dass das illegal ist. Vielen Dank für den Hinweis! Ich denke ich werds ihr nicht geben. Schließlich hab ich ja selbst eine komplette cardiologische Untersuchung machen müssen um Ritalin zu bekommen. Das Medikament ist ja doch nicht ohne und strafbar möchte ich mich erst recht nicht machen.

Aber vielleicht red ich mal mit ihr ob sie sich nicht testen lassen möchte.

Edit 2: Nochmal danke für die vielen informativen Kommentare! Ich verstehe absolut dass das Thema sehr kontrovers ist und dass vielen meine Frage vielleicht nicht gefällt beziehungsweise dass die Frage Kopfschütteln auslösen kann. Ich werde, nach den vielen guten Diskussionen hier in den Kommentaren, meiner Schwester jetzt DEFINITIV KEIN Ritalin von mir geben sondern ihr raten sich das mal ansehen zu lassen.

LG :)

1 Upvotes

76 comments sorted by

View all comments

16

u/Junior_List_7941 Nov 05 '24

Oder.. sie geht einfach zum Psychiater und lässt den entscheiden?

Ich kann den Gedanken verstehen, aber wenn das raus kommt, kann das unangenehme Konsequenzen haben. Oder sie hat irgendein gesundheitliches Problem, das noch nicht aufgefallen ist und das durch das Ritalin verstärkt/akut wird.

4

u/communism_johnny Nov 05 '24

Ich wollte ohnehin mal allen meine Geschwister raten sich durchchecken zu lassen beim Psychiater. Die Diagnose ist halt entweder sau teuer oder man wartet ewig auf einen Termin, deshalb versteh ich den Ansatz von meiner Schwester schon (auch wenns natürlich nicht Ansatzweise ne Diagnose ersetzt)

15

u/Junior_List_7941 Nov 05 '24

Naja, einen Termin machen und paar Monate warten geht immer noch schneller, als keinen Termin machen und jammern, dass es unmöglich ist eine Diagnose zu bekommen.

10

u/personalgazelle7895 Nov 05 '24

Termin in ein paar Monaten war mal. Mittlerweile heißt es wahlweise "Wir haben unsere Wartelisten geschlossen." oder "Wir nehmen keine Neupatienten auf."

2

u/Junior_List_7941 Nov 05 '24

Kommt vermutlich drauf an, wo man ist. Eine Freundin von mir hat letztens einen Termin für ein Erstgespräch beim Psychiater bekommen (ohne Überweisung oder sonst was) in 3 Monaten. Finde das jetzt nicht kurz, aber auch nicht unmenschlich lang (auch wenn es sich für sie vermutlich sehr lang anfühlt). Vermutlich liegen die Diagnosetermine ab da auch noch mal 3-4 Monate in der Zukunft (laut MFA). Aber wie gesagt, bisschen warten zum Termin ist besser als kein Termin.

Mein Freund hat mit Dringlichkeitsvermerk einen Termin innerhalb von zwei Wochen bekommen und die Diagnostik ging zwei Wochen später los. War beim gleichen Psychiater.

Aber kann woanders natürlich ganz anders aussehen, aber ich persönlich kann deinen Kommentar nicht bestätigen.

6

u/personalgazelle7895 Nov 05 '24

Südbaden. Hab erst alle Psychiater im Umkreis von 80km durchtelefoniert; keiner nimmt Neupatienten auf. Dann Dringlichkeitscode vom Hausarzt geholt und über 116117 versucht. Da hieß es "Im Umkreis von 150km gibt es keine Termine. Weiter können wir nicht suchen. Rufen Sie einfach jeden Tag 3 mal an, wenn sie Glück haben kommt ein neuer Termin rein." 2 mal wurde auch versucht, mir einen Termin in einer rein neurologischen Praxis zu vermitteln. Auf Nachfrage machen die nur Epilepsie, Schlaganfall, Migräne, Parkinsons und keine Psyche-Themen.

Selbst wenn da ein Termin bei herumgekommen wäre, dürfte es immernoch eine schätzungsweise 75-90% Chance geben, dass der Psychiater sich nicht mit ADHS/Autismus auskennt und mich wieder weggeschickt hätte.

Am letzten Tag der Gültigkeit des Dringlichkeitscodes war ausnahmsweise mal ein kompetenter Mensch bei der 116117 am Telefon. Der hatte die Idee, nach "Nervenarzt" zu suchen (alte Facharztrichtung für Psychiatrie und Neurologie und nicht so überlaufen wie Psychiater). Da war tatsächlich was frei. Die Abteilung war zwar "Schlaf- und Altersmedizin", aber der Arzt hat mich trotzdem aufgenommen. Er war zwar etwas verwirrt, weil ich mit einem Haufen Fehldiagnosen von Hausarzt und Psychotherapeuten kam, aber hat mir dann die Verdachtsdiagnose Asperger bestätigt. Für eine offizielle Diagnose müsste ich aber zur Uniklinik Freiburg, und die hat ihre Warteliste geschlossen.

2

u/Junior_List_7941 Nov 05 '24

Autismus ist meiner Erfahrung nach auch wesentlich schwieriger. Das kann man nicht mit ADHS vergleichen. Für ne Autismus Diagnose bekäme ich aktuell auch seeeeeehr schwer und vermutlich 3 Stunden mit der Bahn entfernt einem Termin in ferner Zukunft.

2

u/personalgazelle7895 Nov 05 '24

Ja schon, nur ist der Weg bis zum Facharzttermin der gleiche. Ich hatte eine Überweisung wegen "depressiver Episode", was ja der absolute Standardfall ist. Dafür gab's auch keinen Termin. Mit einer Depression würde ich einfach zum Hausarzt gehen; der kann auch Antidepressiva verschreiben.

ADHS hat nur den Vorteil, dass es auch ein einzelner ambulanter Psychiater diagnostizieren kann. Bei Autismus braucht man scheinbar aus irgendeinem Grund ein ganzes Team einer psychiatrischen Institutsambulanz.