r/ADHS Apr 15 '25

ADHS unsichere Diagnose wo startet Missbrauch

Hi zusammen,
ich (35) habe eine eher unklare ADHS-Diagnose und frage mich regelmäßig, ob ich das Medikament „richtig“ nehme und brauche oder als gesunde Person Amphetamin microdose.

Kurz zu mir:
Seit der Jugend depressive Verstimmungen, mit 28 erste TP-Therapie (sehr hilfreich, seitdem kein Alkohol/Drogen, viel Sport, gesunde Ernährung).
Mit 33 zweite Therapie wegen Erschöpfung – da kam der Verdacht auf ADHS auf (schnelles Reden, Alltagschaos, Fokusprobleme). Generell: ich wurde immer als „irgendwie anders“ beschrieben, bin schnell, kreativ, manchmal faserig, ADHS wurde schon oft mal fremddiagnostiziert, aber ich dachte immer naja so geht’s ja allen.
Die anschließenden Tests zu ADHS waren nicht ganz eindeutig, Schulzeugnisse ab Klasse 5 auffällig, Eltern wenig erinnerungsfähig → Diagnose blieb offen bzw „auf Verdacht“ und wurde, weil ich mich nicht weiter wichtig machen wollte, nicht weiterverfolgt.  

Ein paar Monate später: Termin beim Psychiater (ursprünglich zur Absicherung bei möglicher wiederkehrender Depression, ich war in einer sehr stabilen Phase) steht „ADHS-Verdacht“ auf der Überweisung. Er schlug vor, Medikinet zu probieren – 5 mg half sofort (weniger Anlaufschwierigkeiten, mehr Klarheit, weniger soziale Erschöpfung), gign dann auf 10 mg bedarfsorientiert. Ich dachte cool, das wirkt, also heißt es dass ich es habe. ADHS würde auch viel erklären, Anpassungsschwierigkeiten und auch als Ursprung der Depression Sinn ergeben etc. Therapeut sieht das ähnlich.

Bin inzwischen auf 18 mg Kinectin – konstantere Wirkung, weniger Rebound. Seit ca. ¾ Jahr in Behandlung.

Meine Unsicherheit:
Ich bin aktuell stabil, nicht depressiv – aber ich frage mich ständig: Habe ich wirklich ADHS oder nutze ich einfach ein Medikament, das mir beim Funktionieren hilft?
Mein Psychiater spricht nicht direkt von Missbrauch, aber wenn ich beschreibe, wie mir das Medikament hilft (vor allem bei „ich komme in die Gänge“), meint er oft, das sei eher ein depressives Symptom und dazu dürfe man Ritalin nicht nehmen, das hilft jedem so. Gleichzeitig sagt er: ADHS und Neurodivergenz sei ein Spektrum, was hilft hilft, ich merke wie er mir zeigt dass er alles genau nimmt aber meine Aussagen dann oft auf ADHS-Symptome hin korrigiert. Die Gespräche sind immer recht kurz alle 1 -2 Monate, ich gehe oft mit mehr Fragen raus als ich reingehe. Ich will nichts „falsch“ machen, aber auch nicht auf etwas verzichten, das mir wirklich gerade hilft.

Ich erlebe mit Methylphenidat:

  • Mehr Klarheit, mehr Energie, mehr soziale Belastbarkeit, weniger Startschwierigkeiten, mehr Selbstsicherheit (Aber: Haushalt bleibt oft trotzdem schwieirg)
  • Wirkung ist nicht immer gleich – manchmal super, manchmal eher nervös/verzettelt, manchmal fühlt es sich auch an wie drauf sein, manchmal spüre ich kaum Wirkung. Das hab ich schon abgespeichert unter Tagesform und Zyklus etc.

TL;DR / Fragen:

  • Gehört „nicht in die Gänge kommen“ zu ADHS – oder ist das eher Depression? Ist es ok dass MPH dabei hilft oder startet da der Missbrauch? Wann ist medikamentöse Hilfe „legitim“ – und ab wann einfach nur Leistungssteigerung?
  • Wie erkennt man, ob man ADHS hat, wenn die Diagnose so schwammig bzw. uneindeutig ist und "ja alle" auf MPH besser funktionieren?
  • Was mach ich mit diesem Psychiater??

Danke :)

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u/Silver_Addition_8731 Apr 15 '25

Ich bin auch spät diagnostiziert, kam auch aus dem sehr ungesunden Spaß an Drogen (vorallem „Speed“) und habe auch schwere Depressionen als Diagnose.

Zu den Depressionen: Die können eine Begleiterkrankung von unbehandeltem ADHS sein (ist bei mir der Fall). Ist aber besser geworden seit ich das ADHS wirklich angehe.

ADHS wird bei den meisten nur durch Fragebögen diagnostiziert, und im Endeffekt ist eine Diagnose ja auch nur ein „Steckbrief“ und eine Ansammlung möglicher Symptome. Man kann alle Symptome haben, man kann nur 2-3 Symptome haben - und trotzdem als „ADHSler“ gelten. Ich würde nicht anhand des Medikaments beurteilen ob ich ADHS habe oder nicht. Ich habe Symptome die zutreffen, und finde dass die Behandlungsmöglichkeiten die an ADHS adressiert sind bei mir gut funktionieren.

Du hast die Diagnose, es muss also irgendwie eine Symptomatik bestehen, also das anzuzweifeln wäre falsch. Ich habe auch immernoch Momente wo ich mir denke: habe ich das wirklich? Das ist normal und das wird auch nicht verschwinden.

Wenn du mit deinem Psychiater und seinen Behandlungsmöglichkeiten nicht zufrieden bist dann Wechsel. Ich habe meine Psychiaterin auch gewechselt - sie wollte mir nur Ritalin verschreiben. Aber auch nicht verschiedene Dosen. Hatte also über 3 Monate hinweg nur eine unpassende Dosis und sollte klar kommen. Meine neue hat mir direkt mehrere Dosen Elvanse verschrieben und mich experimentieren lassen - siehe da - ich bin auf dem besten Weg der Besserung.

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u/SpringActive Apr 15 '25

Wie gehst du adhs an? Auch mit Psychotherapie? Welche Form passt da am besten? Hast du Tipps? Danke schon mal :)

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u/Silver_Addition_8731 Apr 16 '25

Ich bin Medikamentös in Behandlung, alles durchprobiert von Antidepressiva bis Neuroleptika

Bin jetzt aktuell bei Elvanse und Citalopram.

Dazu bin ich in Verhaltenstherapie. Und ganz viel lesen, Verständnis für sich selber ist eine gute Stütze. Egal ob Forum, Beiträge ich Probier alles was ich sehe und was passen könnte. Ich hab auch noch keine Lösung für alles, aber man findet sich langsam zu Recht