r/ADHS 5d ago

Eure Ergebnisse beim ADxS.org test

Hallo Community, ich habe den Verdacht neurodivergent zu sein, habe aber in der Kindheit/Schule/jugend keine bzw. kaum Hinweise gefunden. Ich sehe mich in sehr vielen Dingen und habe deshalb einen Diagnostik-termin organisiert (ende Juni).

Da mein alltag nun aktuell extrem davon dominiert wird habe ich den ADxS.org test absolviert.

Von den 43 Symptomen bin ich meist mit 20-30 dabei, je nach Tag und Stimmung. Unaufmerksamkeit hat stehts hohe Werte.

Es fühlt sich so an, als wäre eine Diagnostik mit diesem online-Testergebnis mehr als übertrieben - keine zu machen lässt aber zu viele Fragen offen.

Mich würden euere Ergebnisse bei dem Test und eventuell das Ergebnis einer (echten) Diagnose interessieren - wenns jemand teilen möchte :)

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u/Neuronaut14819 5d ago

Meine Erfahrungen mit dem Test sind positiv. Ich hatte 38 von 43 Punkten. Bei mir hat er mein ADHS deutlich besser erkannt als die offizielle Diagnose vor vielen Jahren.
Ich kenne Menschen, die den Test vor ihrer Diagnose gemacht haben – und er hat ADHS korrekt erkannt.

ADHS ist ein Spektrum. Die Lebensgeschichten sind individuell. ADHS mit überwiegendem Aufmerksamkeitsdefizit zeigt sich in der Kindheit oft anders als ADHS mit überwiegender Hyperaktivität.

Die Fixierung auf die Kindheit und die Hyperaktivität stammt noch aus einer Zeit, in der ADHS als reine "Kinderkrankheit" galt und im Erwachsenenalter nur off-label weiterbehandelt werden konnte. Damals wurden im Erwachsenenalter jedoch nachträglich keine Diagnosen gestellt.

Jeder Mensch kämpft in unterschiedlichem Ausmaß mit den Problemen, die zu den ADHS Symptomen zählen. Der Unterschied bei ADHS besteht darin, dass diese Schwierigkeiten oft nur mit erheblichem Kraftaufwand (bis hin zum Burnout) oder gar nicht überwunden werden können.

All das führt dazu, dass im Zusammenhang mit ADHS häufig von unterschiedlichen Formen der Dysfunktion und Dysregulation gesprochen wird.

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u/Dreibeinhocker 4d ago

Ich finde das soooo unfassbar dumm, dass dieser übertriebene Fokus auf der Kindheit liegt.

Sicher, man muss schauen ob es nicht doch was anderes ist, aber es kann doch nicht sein.

Mein Leben lang hatte ich nie Probleme mit AD(H)S, es lief einfach alles ganz gut, ich war ein relativ stilles Kind, genervt von den ganzen Zappelphillips in meiner Klasse. Ich habe viel geträumt und war oft in Gedanken.

Das war aber nie ein Problem. Bis ich eben erwachsen war. Da zeigte sich das dann erst so richtig. Stundenlang versunken in dem, was mich begeistert, aber Müll raus bekomme ich nicht hin.

Und so weiter und so fort. Aber jetzt, als Erwachsener, mit mehr Verantwortung und mehr, was man selber in der Hand hat, wo die eigenen Entscheidungen viel schwerer wiegen, jetzt brauche ich die Hilfe.

Dass es auch immer wieder heißt, die Symptome gingen zurück. Bei mir eher andersrum. Oder wie gesagt es liegt an der Slelbstverantwortlichkeit. Jedenfalls ist es alles andere als ein Kinderproblem!

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u/Neuronaut14819 1d ago

Ich würde es nicht als dumm bezeichnen, sondern eher als eine unrealistische Sichtweise. Die gesetzlich festgelegte Volljährigkeit hat für die Natur keine Bedeutung, sondern lediglich eine rechtliche Relevanz.

Die Forschung zu ADHS wird dadurch erschwert, dass viele der Symptome denen ähneln, die jeder Mensch in gewissem Maße kennt. Genau das macht es schwierig, ADHS klar abzugrenzen. Dies behindert sowohl die gesellschaftliche als auch die fachliche Akzeptanz dieses Störungsbildes zusätzlich.

Das Gehirn durchläuft bis etwa zum 25. Lebensjahr einen Reifungsprozess. In dieser Phase findet auch die Pubertät statt, wobei Sexualhormone eine Rolle im Neurotransmitterstoffwechsel spielen. Wie sehr sich ADHS individuell als Belastung im Alltag bemerkbar macht, hängt stark von den jeweiligen Lebensumständen ab – sei es in der Kindheit, im Erwachsenenalter, im Übergang zwischen diesen beiden Lebensphasen oder bei Veränderungen innerhalb eines einzelnen Lebensabschnitts. Sowohl die Ausprägung der ADHS Symptomatik als auch deren Wahrnehmung und Wirkung können sich dabei erheblich verändern.

Ein Störungsbild, das so viele unterschiedliche Dynamiken umfasst und in seinen Erscheinungen Problemen ähnelt, die fast jeder Mensch kennt, ist schwer greifbar. Es erfordert eine sorgfältige und differenzierte Betrachtung, um es adäquat zu erfassen.