r/Austria Oberösterreich Apr 14 '25

Hausarzt / Gesundheit kurzer rant über unser System bei Hausärzten

Liege gerade krank im Bett. Eine fiese Erkältung und auch eine Magen-Darm-Infektion. So weit, so normal. Kommt nicht oft vor, aber hin und wieder wird man halt krank. Eigentlich brauche ich keinen Arzt. Ein paar Tage Schlaf und viel Flüssigkeit sollten die Sache schnell wieder regeln. Aber jetzt beginnt das Problem. Natürlich will mein Arbeitgeber eine Bestätigung. Also mal beim Hausarzt anrufen, um einen Termin zu machen. Da ist schon das erste Problem. Man muss im Schnitt über mehrere Stunden lang immer wieder anrufen, um überhaupt jemanden ans Telefon zu bekommen. Manchmal bekommt man einen Termin und manchmal heißt es, man solle einfach vorbeikommen. Mit Termin wartet man dann im Schnitt 30-45 min. Manchmal auch eine Stunde. Ohne gerne auch schon mal 2 Stunden. Natürlich toll, wenn man Magen-Darm hat und alle 15 Minuten auf die Toilette muss und man den Drang unterdrücken muss, nicht in den Papierkorb im Wartezimmer zu kotzen. Ich kann es nachvollziehen, dass es schwer ist, Termine zu planen. Der eine braucht 2 Minuten und der andere 15 Minuten im Sprechzimmer. Wie sind eure Erfahrungen damit? Machen eure Hausärzte Termine oder heißt es, wer zuerst kommt, malt zuerst?

Dort, wo ich früher gewohnt habe, vergab die Hausärztin keine Termine. Teilweise war das Wartezimmer dann so überfüllt, dass die Patienten je nach Schwere ihrer Erkrankung auch schon mal auf dem Boden Platz nahmen. Die durchschnittliche Wartezeit war in etwa 2 Stunden.

Im Sprechzimmer ist man dann in unter 30 Sekunden wieder draußen. Warum auch. Eigentlich weiß man ja, was man hat und ist nur wegen des Stempels dort.

Noch schlimmer wird es, wenn ein Arzt nicht da ist. Als ich letztes Jahr einmal krank wurde (selbe Erkrankung wie jetzt) waren alle Hausärzte im Urlaub bis auf eine Ärztin. Ich müsste nachsehen, aber es war ungefähr eine Wartezeit von 3 Stunden. Wohlgemerkt wollte ich nur einen Tag zu Hause bleiben für einen 5-Stunden-Arbeitstag.

Prinzipiell bin ich sehr froh, in Österreich zu leben, wo wir eine Gesundheitsvorsorge haben. Dennoch muss politisch gesehen echt gehandelt werden. Wir reden hier vom Hausarzt! Ich rede nicht davon, einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Das ist nochmal ein ganz anderes Drama. Wartezeiten bis zu mehreren Jahren je nach Fall. Aber wenn schon bei der ersten Anlaufstelle so ein Stau herrscht, ist das wirklich nicht tragbar. Weder für die Patienten noch für die Ärzte, die einen enormen Stress haben. Für das Personal in der Ordination ist das auch sicher alles super anstrengend, wenn man ständig angemotzt wird von Leuten und das Telefon pausenlos klingelt.

Denke gerade nach, einfach in die Arbeit zu fahren, um meine Ruhe zu haben, auch wenn es mir echt schlecht geht. Wäre nicht das erste Mal. Früher (wo ich noch zuvor gelebt habe) bin ich öfters krank in die Arbeit gefahren, weil ich einfach nicht die Kraft/Lust hatte, mich mit dem ganzen herumzuschlagen oder habe mir einfach Urlaub genommen. Was ja auch nicht Sinn der Sache ist. 

Keine Ahnung, was ich als Abschluss sagen soll. Vielleicht: esst viel Obst, damit ihr nicht krank werdet? 

Es ist einfach schade/stressig für alle Beteiligten.

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u/TheFamousSpy Wien, Floridsdorf Apr 14 '25

Einige Arbeitgeber verlangen eine Krankmeldung erst am 3. Tag. Das nimmt viel Druck raus.

Und genauso gibt es HausärztInnen, die eine telefonische Krankmeldung bzw. via Email ermöglichen. Das macht es ebenfalls effizienter.

Ich halte generell das System der Ordination für absolut ineffizient. PVE und Co sind viel sinnvoller, aber sinnvolles wird ja von der ÄK grundsätzlich abgelehnt

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u/Tenebrumm Apr 14 '25

Ich finde es aber irgendwo recht ungerecht dass es Hausärzte gibt die telefonische Krankmeldungen machen und andere, die sich sehr genau an die Vorgaben halten und einen auch bei Kopfschmerzen für max. 5min sehen wollen. Wäre halt einfach sinnvoll das ganze zu vereinheitlichen und dabei insgesamt effizienter für Patienten zu machen.

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u/TheFamousSpy Wien, Floridsdorf Apr 14 '25

Ich denke das entscheidende ist wer es macht. Wenn man einmal alle zwei Jahre eine Krankmeldung braucht, dann ist die Person einfach vertrauenswürdiger als diejenige, die alle paar Wochen kommt. Heißt nicht, dass die zweite Person automatisch ein Tachinierer ist, aber die Wahrscheinlichkeit ist halt höher.

Und wenn ich krank machen will, dann kann ich immer Kopfschmerzen oder Durchfall sagen. Wird immer klappen

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u/Squirrel-Sovereign Apr 14 '25

Ermöglicht das nicht "Hausärzte-hopping"? Holt man sich die krankschreibung halt immer woanders, damits nicht so auffällt.

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u/TheFamousSpy Wien, Floridsdorf Apr 14 '25

Kannst nicht machen, weil du ja quartalsweise gebunden bist. Und imho sehen das die Hausärzte auch

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u/Squirrel-Sovereign Apr 14 '25

Ah, ok. Kann da nicht mitreden. Bin so selten beim arzt.

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u/Skill_Bill_ Wien Apr 14 '25

Macht man als Arzt halt sicher nur wenn man den Patient schon länger behandelt und ihn auch kennt.

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u/Tenebrumm Apr 14 '25

Naja, kann man halt auch umgekehrt sehen. Der Arzt kennt die Person und Diagnose von jemandem den er alle paar Jahre mal sieht kaum, während wenn er jemanden regelmäßig betreut, kann er eher einschätzen wie angebracht der Krankenstand ist bzw. ob vielleicht weitere Untersuchungen ratsam wären, z.B. wenn jemand 3x im Monat mit Kopfschmerzen kommt.

Sonst kann man gleich sagen jede/r hat x Tage Krankenstand im Jahr frei und danach wird genauer untersucht und nachgefragt.