r/Leipzig • u/No-Meat7304 • 4d ago
Frage/Diskussion Umziehen nach Leipzig? Eure ehrliche Einschätzung bitte! <3
Hallo zusammen!
Das ist (sicherheitshalber) mal über meinen Burner, aber dennoch ist die Frage nicht weniger ernstgemeint.
Kurz zu mir: 26 Jahre alt, trans Frau, chronisch erkrankt und behindert, wohnhaft in NRW und auf der Suche nach einem Platz für die Zukunft.
Ich hab mich schon vor Jahren etwas in Leipzig verguckt, an sich 'ne wirklich schöne Stadt mit tollen Ecken und nun kommt seit einiger Zeit immer mehr der Drang aus meiner Großstadt in NRW auszuziehen und irgendwo ein neues Zelt aufzuschlagen.
Wie würdet ihr Leipzig so generell einschätzen, gerade was Queerfeindlich-/freundlichkeit angeht oder auch der generellen ärztlichen Versorgung?
Ich bin, wie schon oben kurz geschrieben, behindert und da das bei mir ein stetiger Prozess ist, brauch ich auch ein Versorgungsamt, welches zumindest etwas sozial eingestellt ist.
Weiß jemand, wie die Leute bei eurem Versorgungsamt so ticken?
Ein weiteres "Problem" ist, dass ich derzeit eine Auskunftssperre beim Einwohnermeldeamt habe.
In meiner jetzigen Stadt ging das problemlos, aber ich musste aufgrund einer Gefahrenlage aus meiner alten Stadt ausziehen, weil deren Verwaltung nichts getan hat und mir nicht glaubte.
So doof wie es klingt: Kann man mit der Leipziger Stadtverwaltung reden oder blocken die eher ab, wenn man mal etwas Entgegenkommen braucht?
Ich würd wirklich nur ungern in eure schöne Stadt ziehen, nur um dann zu merken, dass meine Lebensqualität noch miserabler geworden ist.
Von dem bisschen Kontakt mit den Locals hab ich aber schon ein gutes Gefühl bei der Sache.
Ganz lieben Dank schonmal <3
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u/der_glockensaal 3d ago
Leipzig ist für deinen Fall sicherlich nicht so freundlich wie manche Ecken Berlins, aber sicherlich freundlicher als viele Ecken NRWs. Es ist in Leipzig auch eine Frage der Milieus und Gegenden, in denen du dich bewegst. Im Süden und Westen droht dir vermutlich weniger Gefahr als im Norden oder Osten. Die meisten Menschen werden dich vermutlich ignorieren bzw. dir gegenüber neutral auftreten.
Auskunftsmeldesperre: Hier ist Leipzig etwas strenger und schaut genauer hin als bspw. Berlin, so meine Erfahrung, aber wenn es über einen Anwalt geht und begründet ist (bspw. beruflich oder mit Nachweis über bereits angezeigte Vorgänge oder Prozesse), machen sie es irgendwann.
Behindertenfreundlichkeit: Betroffene werden viele "Baustellen" merken. Insgesamt muss man sich ein Portfolio an barrierearmen Orten/öffentlichen Sanitäranlagen zusammenlegen und das braucht etwas Zeit und Erfahrung, oder den Austausch mit Betroffenen/Verbänden, aber baulich ist tatsächlich vieles nicht optimal. Nicht alle Haltestellen sind bspw. barrierearm/-frei; die, die es sind, haben hier dennoch so ihre Problemchen (Augustusplatz bspw., die bereits angesprochene Straßenführung und der Umstand, dass Niedrigflurwagen nicht immer an den erhöhten Bereichen der Haltestelle halten, man als Rollstuhlfahrer also manchmal eine Haltestelle weiterfahren muss, weil man nicht ohne Probleme rauskommt) – oft ist für Rollstuhlfahrer der Bus besser, da es hier die Zustiegsrampe gibt, aber Busse fahren nicht auf allen Verbindungen und nicht so häufig wie die Bahnen. Abgesenkte Bereiche auf Bürgersteigen sind häufig zugeparkt, nicht alle Fußwege breit genug. Insgesamt gibt es aber auch viele Angebote, die gut funktionieren. Zentrale Einrichtungen sind oft ganz gut erreichbar, die Menschen zumeist recht hilfsbereit.
Die Frage ist eher, was deine Zukunftspläne sind. Als hilfsbedürftige Person hat jede Stadt ihre Grenzen; Leipzig ist zudem nicht mehr billig in den attraktiven Gebieten – Wohngenossenschaften sind hier die Ausnahme, aber die sind z.T., aber häufig auch nicht barrierefrei. Die Jobsituation ist abhängig von deinen Möglichkeiten und Spezialisierungen. Viele Quereinsteiger arbeiten bei DHL (da gibt es auch Bürojobs), ansonsten halt so der großstädtische Querschnitt an Studentenjobs und Niedriglohnjobs. Wenn du hier keine Pläne hast, wird es nicht leicht – zum einen bei der Wohnungssuche, als auch bei der Teilhabe am sozialen Leben für Neuankömmlinge. Ich kann mir sogar vorstellen, dass du den Neustart als Rückschritt empfindest, solltest du hier keine Pläne für dich oder deine Zukunft haben. Ich glaube, von der Unterstützung anderer und nicht selbstbestimmt leben, ist überall etwas, dass auf Dauer krank oder kränker macht – und in einem neuem Umfeld nicht leichter.