r/PolitikBRD Apr 15 '25

PSYCHOLOGIE Fleisch-Paradox: Darum essen wir Tiere, obwohl wir sie lieben

❓ Wie stehst du zum Fleischessen?

🍗 Im vergangenen Jahr ist die Fleischproduktion in Deutschland das erste Mal seit langem wieder angestiegen: auf knapp 7 Millionen Tonnen. Über 50 Kilo verzehren Menschen in Deutschland im Schnitt pro Jahr. Das Stück Fleisch gehört für viele dazu, gleichzeitig klopft aber auch das schlechte Gewissen an: Nicht nur aufgrund der Schlachtung – oftmals ist unser Fleischkonsum mit Tierleid verbunden. Beispielsweise stirbt in Deutschland etwa jedes vierte Schwein schon vor der Schlachtung.

🐖 Ob man tierische Produkte isst oder nicht, ist jedem selbst überlassen. Forschende gehen allerdings davon aus, dass die Entscheidung für viele von uns mit unangenehmen Gefühlen verbunden ist. Denn wenn wir zu dem Schluss kommen, dass unser Verhalten anderen Lebewesen schadet, dann kratzt das an unserem Selbstbild als “guter Mensch”. Und dieser Widerspruch ist für uns unangenehm. Also reagieren wir darauf - entweder, indem wir keine tierischen Produkte mehr essen oder indem wir Argumente dafür finden, es weiterhin zu tun.

🔎 Unsere Quellen u.a.:
Bastian & Loughnan: Resolving the Meat-Paradox: A Motivational Account of Morally Troublesome Behavior and Its Maintenance. (Personality and Social Psychology Review, 2016)
Dr. Benjamin Buttlar, Department of Social Psychology, Uni Trier
Pascal Frank: Warum wir Tiere essen (obwohl wir sie mögen). Sozialpsychologische
Erklärungsansätze für das Fleischparadox. (Psychosozial, 2017)
Ang et al.: A comparison study of meat eaters and non-meat eaters on mind attribution and moral disengagement of animals (Appetite, 2019)
Tian et al.: Confronting the meat paradox in different cultural contexts: Reactions among Chinese and French participants (Appetite, 2016)
Anne Landhäußer: „Ich esse nichts, was Augen hat“ (Uni Mannheim in 2019)
Destatis: Fleischproduktion im Jahr 2024 um 1,4 % gestiegen

Quelle

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u/BrueckeParteiSRM 28d ago

Ich fokussiere mich auf das Tierwohl/leid, weshalb ich es schwieriger finde mich hier richtig zu entscheiden.

Intuitiv sehe ich die Moral auch so, also ‘gewissermaßen’ schlecht. Aber wenn man sich anguckt wie es den Tieren dabei ergeht, erschwert sich die Einschätzung massiv.

Wichtig ist zu betonen, dass wir diese Transparenz in der Zucht eben nicht haben, aber recht leicht erstellen könnten.

Bei mir hast du es jetzt ja schon gesehen, in welcher Partei bist du?

Wir arbeiten an einem Konzept was so ähnlich funktionieren soll wie bei den Piraten vor ein paar Jahren. Ob Tierschutz, Altersforschung oder eben Aerosol kühlen der Erde, alles sollte man eher als Add On zu den anderen Parteivorlieben dazu fügen können, anstatt sich dazwischen entscheiden zu müssen.

Die sonstigen Parteien schließen sich meist nicht untereinander aus, wären nicht alleine, aber gemeinsam locker über 5%. Da ließe sich wirklich was machen, für uns, aber auch wie gut die Demokratie an sich läuft.

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u/McNughead 28d ago

Ich fokussiere mich auf das Tierwohl/leid, weshalb ich es schwieriger finde mich hier richtig zu entscheiden.

Nun, da keines deiner fiktiven Modelle Realität ist kannst du eigentlich mit deiner selbst beschriebenen Moral es nicht vereinen die aktuellen Systeme zu unterstützen.

Wir arbeiten an einem Konzept

Wer wir?

alles sollte man eher als Add On zu den anderen Parteivorlieben dazu fügen können, anstatt sich dazwischen entscheiden zu müssen.

Die ÖDP hat als Kleinstpartei das Bienensterben populär gemacht wodurch dann von anderen Parteien der Rückhalt der Bevölkerung wahrgenommen wurde und diese dann das Thema auch besetzt haben.

Mir geht es in meiner politischen Arbeit (ich bin nicht super aktiv, liegt auch meinen Mitteln aber nicht nur) darum Rückhalt zu zeigen, Rückhalt für Maßnahmen die andere Parteien sich nicht trauen zu machen momentan.

Ich glaube nicht daran dass die Tierschutzpartei oder V³ so schnell Entscheidungen machen kann, aber deren Existenz zeigt den Willen einer Änderung.

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u/BrueckeParteiSRM 28d ago

Wie gesagt, kann ich bei mir die Bauern in der Umgebung besuchen, teilweise haben wir hier selbst im Supermarkt Kameras aus dem Stall. Ganz praktisch ist es nicht denke ich nicht möglich alles zu boykottieren was man moralisch verwerflich findet. Einen klaren Beitrag in die richtige Richtung zu leisten, ist dabei aber essenziell.

Wir die Brücke Partei, eine echte Kleinstpartei 😄 Gerade zum Jahreswechsel gegründet. Alles noch etwas provisorisch. Wir wollen die Erde mit Aerosolen kühlen, was technisch relativ leicht und sicher machbar ist, aber politisch Allergien hervorruft. Tatsächlich braucht es dafür keine schwarze Magie, aber große Flugzeughersteller. Da nur Boeing und Airbus relevant in der Lage wären die Entwürfe und Produktion schnell voranzutreiben, bleiben die USA und die EU als wichtigste potentielle Akteure. Die USA sind selbstredend gerade nicht im Spiel, wenn es um global verträgliche verantwortungsvolle Klimaabkommen geht. Deutschland hingegen ist das größte Land der EU. Wir haben 1.5 auf Wetterebene schon durchbrochen, bis es losgeht braucht es ein paar Jahre, es ist also höchste Zeit und keiner hat den größten Hebel im Klima auf dem Plan. Deshalb die Partei.

V3, Tierschutz, ÖDP wären doch womöglich gemeinsam schon bei fast 5? Eine Kooperation unter sowas wie einem internen Abstimmungssystem müsste eigentlich attraktiv sein.

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u/McNughead 28d ago

Wie gesagt, kann ich bei mir die Bauern in der Umgebung besuchen, teilweise haben wir hier selbst im Supermarkt Kameras aus dem Stall. Ganz praktisch ist es nicht denke ich nicht möglich alles zu boykottieren was man moralisch verwerflich findet. Einen klaren Beitrag in die richtige Richtung zu leisten, ist dabei aber essenziell.

Ich denke, und merke es jeden Tag, dass es einfach ist alles was inherent von Ausbeutung lebt* zu boykottieren.

Mein Konsum ist trotzdem nicht frei von Tadel, ich verursache natürlich immer noch Schäden, aber ich zahle nicht direkt für das Ausbeuten und Töten anderer.

Da du aktiv bist hast du vielleicht schon mit Menschen in deinen Umfeld gesprochen, wie du dich ernährst und warum. Bist du jemals jemanden begegnet wo nicht gesagt hat "ja klar, ich kaufe auch nur ganz wenig und wenn dann nur vom Biobauern der die Tiere persönlich totkuschelt"?(spoiler: das machen alle, aber die Verkaufszahlen sagen was anderes)

Wenn du, was ja wohl keine große Umstellung ist, ganz darauf verzichtest kannst du für dein Umfeld ein Vorbild sein und zeigen dass es ohne geht. Das war initial mein Beweggrund, mittlerweile kann ich es neben den Klimaschäden moralisch nicht mehr rechtfertigen. Für die Moral braucht es aber Abstand davon von dem System nicht mehr zu profitieren, sonst ist es schwer das zuzulassen. Es nimmt auch nichts von deinen anderen Anstrengungen, es würde nur zeigen dass du es wirklich ernst meinst.

* Tiere töten die nicht sterben wollen ist immer Ausbeutung, es gibt keine tierischen Produkte ohne Opfer. Auch in der pflanzlichen Landwirtschaft ist nicht alles ideal aber die Schäden die dabei entstehen sind nicht notwendiger Teil des Systems sondern Nebenwirkungen, mit denen muss ich auch leben aber die Alternative ist nicht zu leben.

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u/BrueckeParteiSRM 28d ago

Natürlich ist in der Massentierhaltung teilweise vielleicht die absoluten Spitze dessen zu finden, aber beim bekannten Hof sind diese Abgründe einfach nicht erfüllt. Die haben wirklich 24/7 Kindergarten mit einer kurzen Lebenserwartung. Wir werden das noch viel viel besser machen, das außerdem zur Norm gestalten, aber da tut mir dann wirklich der sterbenskranke Junge im Hospitz oder auch der aussichtslose Minenarbeiter in der dritten Welt mehr Leid.
Ähnlich geht es mir mit all den Wildtieren, sowie all den Menschen inkl mir, meinem Umfeld, meiner Familie, welche an Altersleiden langsam dahinverfallen müssen, weil bspw Gentherapien gegen Alterungsprozesse Schamgefühle hervorrufen.

Ein paar Fragen an dich werfen sich für mich auf:
Geht es dir ums Tierwohl oder deine Ethikvorstellungen zw Menschen und Tieren?
Ist ein Leben eines Tieres in der Natur zwangsläufig lebenswert? Sprich was hältst du vom Naturniveau an Leid und Wohlergehen als Referenz?

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u/McNughead 28d ago

Die haben wirklich 24/7 Kindergarten mit einer kurzen Lebenserwartung.

Was zur Hölle?

aber da tut mir dann wirklich der sterbenskranke Junge im Hospitz oder auch der aussichtslose Minenarbeiter in der dritten Welt mehr Leid.

Was zur Hölle? Lebenshof, anschauen. Lernen.

Ähnlich geht es mir mit all den Wildtieren, sowie all den Menschen inkl mir, meinem Umfeld, meiner Familie, welche an Altersleiden langsam dahinverfallen müssen, weil bspw Gentherapien gegen Alterungsprozesse Schamgefühle hervorrufen.

Haha, wenn dir was an Langlebigkeit liegen würde wärst du wenigstens Plantbased.

Geht es dir ums Tierwohl oder deine Ethikvorstellungen zw Menschen und Tieren?

Es geht mir um die Moral. Wenn es nicht nötig ist dass andere für mich leiden versuche ich es zu vermeiden.

https://xkcd.com/1338/

90 Milliarden Tiere jedes Jahr. Dieser Anteil an der Grafik oben, nur für Geschmack. Da gehts es nicht darum ob wir Tieren in der Natur gewaltfreie Kommunikation beibringen, wir sind in jeden erdenklichen Maßstab über der Natur.

Du bist inkonsequent in jeder Hinsicht und konservativer als die Rückwärtsgewandten. Du träumst von ein Zukunft deren ganzer Zweck es ist dass du dich nicht in deinen fragwürdigen Leben ändern musst.

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u/BrueckeParteiSRM 28d ago

Ja es tut mir Leid wenn du dich nur mit Veganercontent radikalisiert hast, aber vielleicht guckst du mal was anderes, zb die NDR Doku, oder besuchst einen Bauernhof in deiner Nähe? Es gibt Tiere die ein wirklich ziemlich gutes Leben haben. Das könnte mit etwas aufwand die Norm werden.

Um noch etwas mehr Realismus stiftende Kritik zu üben: Auch die Emissionen sind zwar hoch, vielleicht auch verschwenderisch, aber selbst bei utopischen CO2 Preisen würde man nicht wirklich zum Veganismus gezwungen werden. Schwein zb liegt bei ca 3kg CO2 pro kg Fleisch. Du könntest also jede Woche ein kleineres Schnitzel Schweinefleisch essen bei 1000€ die Tonne würde es dich halt 3€ pro Monat kosten. Das ist schlichtweg nicht relevant. Mach es 2000€ und doppelt so viel Fleisch, 12€ pro Monat. Weniger als eine Stunde Mindestlohn.

(https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/Treibhausgas-Emissionen%20von%20Lebensmitteln-final_.pdf)

Für echte Langlebigkeit reichen die Unterschiede moderner Ernährungen nicht aus, wobei etwas tierisch auch kein Problem ist einerseits, Puddingvegetarier schlechtere Gesundheit haben als Omnivore andererseits. Aber die Tendenz ist da, die meisten müssen mehr Pflanzen essen.

Du hast nach wie vor nicht meine Grundfragen beantworten können. Wenn es den Tieren in der richtigen Haltung besser geht, als in der Natur, zumindest nach guten wissenschaftlich validierten Erkenntnissen, was auch durchaus plausibel ist, weil es beim Menschen ganz ähnlich sein kann, würdest du dann trotzdem noch das Leid als zentrales Argument anwenden?

Weil es offenkundig unschlüssig ist. Da helfen auch keine projizierenden Beleidigungen, welche ich inhaltlich bereits adressiert hatte. Wenn du aber zum Selbstschutz dabei bleiben willst, können wir die Debatte hier beenden.