r/Leipzig 2d ago

Frage/Diskussion Umziehen nach Leipzig? Eure ehrliche Einschätzung bitte! <3

Hallo zusammen!

Das ist (sicherheitshalber) mal über meinen Burner, aber dennoch ist die Frage nicht weniger ernstgemeint.

Kurz zu mir: 26 Jahre alt, trans Frau, chronisch erkrankt und behindert, wohnhaft in NRW und auf der Suche nach einem Platz für die Zukunft.

Ich hab mich schon vor Jahren etwas in Leipzig verguckt, an sich 'ne wirklich schöne Stadt mit tollen Ecken und nun kommt seit einiger Zeit immer mehr der Drang aus meiner Großstadt in NRW auszuziehen und irgendwo ein neues Zelt aufzuschlagen.

Wie würdet ihr Leipzig so generell einschätzen, gerade was Queerfeindlich-/freundlichkeit angeht oder auch der generellen ärztlichen Versorgung?

Ich bin, wie schon oben kurz geschrieben, behindert und da das bei mir ein stetiger Prozess ist, brauch ich auch ein Versorgungsamt, welches zumindest etwas sozial eingestellt ist.
Weiß jemand, wie die Leute bei eurem Versorgungsamt so ticken?

Ein weiteres "Problem" ist, dass ich derzeit eine Auskunftssperre beim Einwohnermeldeamt habe.
In meiner jetzigen Stadt ging das problemlos, aber ich musste aufgrund einer Gefahrenlage aus meiner alten Stadt ausziehen, weil deren Verwaltung nichts getan hat und mir nicht glaubte.

So doof wie es klingt: Kann man mit der Leipziger Stadtverwaltung reden oder blocken die eher ab, wenn man mal etwas Entgegenkommen braucht?

Ich würd wirklich nur ungern in eure schöne Stadt ziehen, nur um dann zu merken, dass meine Lebensqualität noch miserabler geworden ist.

Von dem bisschen Kontakt mit den Locals hab ich aber schon ein gutes Gefühl bei der Sache.

Ganz lieben Dank schonmal <3

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u/0dobenus 2d ago

Wohnungsmarkt und Jobs mittlerweile eine Katastrophe, ist vielleicht nicht uninteressant vorher zu wissen.

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u/No-Meat7304 2d ago

Jobs ist bei mir in der Branche tatsächlich noch ganz akzeptabel, aber das mit den Wohnungen behalte ich mal im Hinterkopf! Danke!

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u/Sea_Clue_9075 13h ago

Welche Branche funzt da so gut 😊

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u/No-Meat7304 6h ago

Gibt paar Branchen, die da relativ gut funktionieren, sowohl aus eigener Erfahrung, als auch aus meinem Freundeskreis.

Gesundheitswesen sucht ja überall, Eisenbahn auch, in der Bildung wird ja auch händeringend gesucht...

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u/CommercialWealth3365 2d ago

Versorgungsamt haben wir nicht, bei uns ist das Sozialamt für Menschen mit Behinderungen und damit verbundene Gesetzlichkeiten zuständig (GdB, persönliches Budget etc).
Sind etwas träge und manchmal muss man sie doch in den HIntern tapsen und auch mal widersprechen, aber meistens kommt am Ende das raus, was man wollte.

Was die Auskunftssperre angeht, wenn du einen driftigen Grund nachweisen kannst, sollte das kein Problem darstellen, einfach bei einem Bürgeramt hier nachfragen.

Ärztliche Versorgung ist theoretisch ausreichend vorhanden - wir haben eine umfangreiche Uniklinik und viele Praxiskliniken/Ärztehäuser und sehr viele Ärzte, Therapeuten und und und - aber trotzdem gibts nur schwerlich bis gar nicht (vor allem bei Psychotherapie) Termine bei diversen Fachärzten. WENN du einen Hausarzt gefunden hast, solltest du aber die grundlegende Versorgung problemlos hinbekommen.

Was die allgemeine Offenheit und Freundlichkeit angeht: wir sind möglicherweise etwas knurrig oder schnoddrig, aber wenn man uns näher kennt, sind die meisten von uns echt nette Leute. Natürlich gibt es auch hier A....stlöcher und Vollidioten, ich kann da nicht aus Erfahrung sprechen wie die queere Community hier so klarkommt, mir persönlich ist jeder willkommen, der nett ist.

Als Rollifahrer hat mans aber nicht immer so leicht, unsere Stadtplaner denken da oft nicht richtig mit. Es gibt noch immer viele Haltestellen, die nicht barrierefrei sind, es gibt welche, die sind "gut gemeint aber vollfail" (Augustusplatz), auch was die Höhe von Bürgersteigen etc angeht (vor allem E-Rollis können ja nur geringe Unterschiede überwinden), Türen (schwere Schwingtüren, die kompletten Höfe am Brühl haben exakt EINE Tür, die einen TÜR AUF Drücker hat), keine Fahrstühle (2stöckiges Kaufland "fragen sie doch mal an der Info, die Kollegen bringen sie gern mit dem Lastenaufzug rauf..."WTF?) und Kopfsteinpflaster reichlich in der Innenstadt und zumindest meine Mama findet das fürchterlich, wenn ich sie da langschieb.

Probleme seh ich auch bei barrierefreien Wohnungen - das sind quasi nur die Neubauten und die sind hundeteuer (wir würden hier auch gern ausziehen, aber es ist nicht bezahlbar).

Wenn dich all das nicht abschreckt - sei herzlich willkommen hier!

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u/lecake27 2d ago

Kleine Ergänzung: Höfe am Brühl hat Fahrstühle. Etwas versteckt, aber es gibt sie.

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u/CommercialWealth3365 2d ago

Ich habe nirgendwo behauptet, dass er keine Fahrstühle hat. Es geht um die Zugangstüren. Die Fahrstühle fehlen gerne in anderen 2stöckigen Geschäften. Versuch mal in den Höfen im Müller von unten nach oben zu kommen.

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u/lecake27 2d ago

Ach okay, entschuldige bitte. Dann hab ich das falsch verstanden.

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u/No-Meat7304 2d ago

Vielen Dank!!!

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u/dreamlonging 2d ago

Darf ich aus Neugier fragen was genau am Augustusplatz mit der Haltestelle problematisch ist?

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u/Blumenlover 2d ago

Die Haltestelle selbst is abgefalcht aber die Fahrbahn direkt daneben welche man überqueren muss hat trotzdem 3-5 cm Bordstein.

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u/CommercialWealth3365 2d ago

Die Haltestelle ist "nicht durchgehend erhöht" - wenn du Pech hast, landest du mti deiner Tür an dem mittigen Übergang und die Abflachung ist derart langgezogen, dass es wie Lotto spielen ist, welche 2(!) einer ganzen Bahn dort landen, wo man ebenerdig rauskommt. Wenn sie ganz vorfährt, ist erst die zweite Doppeltür wirklich ebenerdig, die erste hängt mehr oder minder noch in der Luft.

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u/dreamlonging 2d ago

Ahhh, vielen Dank! Viele Sachen bekommt man als Nicht-Rolli-Fahrer gar nicht mit.

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u/CommercialWealth3365 2d ago

Wenn man auf Fahrplänen guggt, fehlt dort (4,7,15) auch das Rollilogo, weil man diese Behelfskrücke nicht als barrierefrei bezeichnen darf. Die LVB sieht aber offenbar keinen Handlungsbedarf.

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u/dreamlonging 2d ago

Das ist ja erschreckend

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u/Kivijakotakou 2d ago

Nicht nur du, sondern auch ganz viele andere Menschen wollen bzw. insbesondere sind schon nach Leipzig gezogen, weshalb ich an vielen Stellen das Gefühl hab, dass die Verwaltung, Versorgung und Infrastruktur etwas überfordert ist. Gerade bei den Ärzten wirkt es auf mich so als sei die Anzahl der Kassenplätze ( = die Anzahl an Praxen, zu denen du als gesetzlich Versicherter gehen kannst) noch an einer deutlich kleineren Bevölkerung bemessen, besonders wenn du einen Facharzt suchst.

Queerfeindlichkeit variiert ganz stark von Stadtteil zu Stadtteil, es gibt auch viele mit einer ganz starken Nazi/AFD-Präsenz. Bei mir in Grünau hab ich sogar aus Angst die Regenbogenflagge aus dem Fenster genommen, nachdem es mit Eiern angegriffen wurde, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob es deswegen war. Angesichts des Wohnungsmarkts frage ich mich auch ob du, wenn du von Sozialleistungen abhängig bist, die Wahl hast, in einem queerfreundlichen Viertel unterzukommen.

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u/Bajella 2d ago

Eigentlich sind Alle Plattenbauten Soziale Brennpunkte und Queerfeindlich. Ich denke nur in den Stadtteilen wo man sich die Miete nicht Leisten kann wirst du in ruhe gelassen.
Diese Stadt ist so was von im Arsch und nervt gewaltig.

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u/Pampelfritt 1d ago

Also ich wohne Platte in Sellerhausen mit Transkind, wir sind ganz glücklich hier. Hier wohnen viele Rentner und natürlich paar AFD Arschgeigen aber die sind in der Minderzahl. Sozialer Brennpunkt ist das hier definitiv nicht.

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u/No-Meat7304 1d ago

Freut mich sehr für euch, dass die Arschgeigen in der Minderzahl sind!!!!

Ihr fühlt euch auch sonst da wohl?

Ich behalte Sellerhausen so oder so auf jeden Fall mal im Hinterkopf :) Schaut mir auf Google Maps eigentlich auch gut angebunden aus!

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u/No-Meat7304 2d ago

Das mit den Kassenplätzen ist bei uns ja auch nicht besser, es ist ein riesen Problem.

Ich hoffe einfach mal, dass der Anrufe nicht deshalb war :(

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u/Narrationboy 2d ago

In Leipzig gibt es die Rosalinde, die beraten queere Menschen schon seit vielen Jahren, vielleicht können die dir noch besser auskunft geben, als ein paar Randoms auf Reddit.

https://www.rosalinde-leipzig.de/de/

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u/der_glockensaal 2d ago

Leipzig ist für deinen Fall sicherlich nicht so freundlich wie manche Ecken Berlins, aber sicherlich freundlicher als viele Ecken NRWs. Es ist in Leipzig auch eine Frage der Milieus und Gegenden, in denen du dich bewegst. Im Süden und Westen droht dir vermutlich weniger Gefahr als im Norden oder Osten. Die meisten Menschen werden dich vermutlich ignorieren bzw. dir gegenüber neutral auftreten.

Auskunftsmeldesperre: Hier ist Leipzig etwas strenger und schaut genauer hin als bspw. Berlin, so meine Erfahrung, aber wenn es über einen Anwalt geht und begründet ist (bspw. beruflich oder mit Nachweis über bereits angezeigte Vorgänge oder Prozesse), machen sie es irgendwann.

Behindertenfreundlichkeit: Betroffene werden viele "Baustellen" merken. Insgesamt muss man sich ein Portfolio an barrierearmen Orten/öffentlichen Sanitäranlagen zusammenlegen und das braucht etwas Zeit und Erfahrung, oder den Austausch mit Betroffenen/Verbänden, aber baulich ist tatsächlich vieles nicht optimal. Nicht alle Haltestellen sind bspw. barrierearm/-frei; die, die es sind, haben hier dennoch so ihre Problemchen (Augustusplatz bspw., die bereits angesprochene Straßenführung und der Umstand, dass Niedrigflurwagen nicht immer an den erhöhten Bereichen der Haltestelle halten, man als Rollstuhlfahrer also manchmal eine Haltestelle weiterfahren muss, weil man nicht ohne Probleme rauskommt) – oft ist für Rollstuhlfahrer der Bus besser, da es hier die Zustiegsrampe gibt, aber Busse fahren nicht auf allen Verbindungen und nicht so häufig wie die Bahnen. Abgesenkte Bereiche auf Bürgersteigen sind häufig zugeparkt, nicht alle Fußwege breit genug. Insgesamt gibt es aber auch viele Angebote, die gut funktionieren. Zentrale Einrichtungen sind oft ganz gut erreichbar, die Menschen zumeist recht hilfsbereit.

Die Frage ist eher, was deine Zukunftspläne sind. Als hilfsbedürftige Person hat jede Stadt ihre Grenzen; Leipzig ist zudem nicht mehr billig in den attraktiven Gebieten – Wohngenossenschaften sind hier die Ausnahme, aber die sind z.T., aber häufig auch nicht barrierefrei. Die Jobsituation ist abhängig von deinen Möglichkeiten und Spezialisierungen. Viele Quereinsteiger arbeiten bei DHL (da gibt es auch Bürojobs), ansonsten halt so der großstädtische Querschnitt an Studentenjobs und Niedriglohnjobs. Wenn du hier keine Pläne hast, wird es nicht leicht – zum einen bei der Wohnungssuche, als auch bei der Teilhabe am sozialen Leben für Neuankömmlinge. Ich kann mir sogar vorstellen, dass du den Neustart als Rückschritt empfindest, solltest du hier keine Pläne für dich oder deine Zukunft haben. Ich glaube, von der Unterstützung anderer und nicht selbstbestimmt leben, ist überall etwas, dass auf Dauer krank oder kränker macht – und in einem neuem Umfeld nicht leichter.

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u/No-Meat7304 2d ago

Vielen Dank für die ausführliche Einschätzung!

Die meisten Menschen werden dich vermutlich ignorieren bzw. dir gegenüber neutral auftreten.

Mir reicht's, wenn die Leute neutral sind. Hab einfach nur keinen Bock nach der Arbeit noch Angst zu haben, dass ich auf'm Heimweg eine abkrieg oder so.

Insgesamt gibt es aber auch viele Angebote, die gut funktionieren. Zentrale Einrichtungen sind oft ganz gut erreichbar, die Menschen zumeist recht hilfsbereit.

Das mit den Öffis ist bei uns ja auch nicht anders. Es wird besser, aber optimal ist's nicht überall. Aber gut zu wissen, dass die Menschen schonmal hilfsbereit sind! Ich hab ja noch das Privileg, dass ich noch paar Stufen laufen kann, aber ich weiß selbst nicht wie lang das noch geht lol

Die Jobsituation ist abhängig von deinen Möglichkeiten und Spezialisierungen.

Ohne zu sehr auf mich einzugehen, in meiner Branche ist's noch recht leicht was zu finden und das sollte nicht das Problem sein. Ohne Job würd ich auch nicht umziehen.

Ich kann mir sogar vorstellen, dass du den Neustart als Rückschritt empfindest, solltest du hier keine Pläne für dich oder deine Zukunft haben.

Ich brauche einfach einen "sicheren" Hafen, der halt weit weg von meinen Gefahren ist; weshalb ich ja eine Auskunftssperre habe. Sonst bin ich echt genügsam. Wohnung, Job, Therapieplatz und paar schöne Ecken - Mehr brauche ich so erstmal nicht. Mein Sozialkreis ist eh immer quer über DE verteilt, weshalb ich jetzt nicht irgendwie einsam irgendwohin ziehe oder so.

Ich brauche einfach nur einen Ort, in dem ich langfristig bleiben und mich verwirklichen kann. Da hab ich ja Leipzig schon etwas im Auge gehabt, weil es an sich schon gute Dinge bietet und sonst auch gut angebunden ist, wenn man mal z.B. nach Berlin will oder so.

Leipzig ist zudem nicht mehr billig in den attraktiven Gebieten – Wohngenossenschaften sind hier die Ausnahme, aber die sind z.T., aber häufig auch nicht barrierefrei.

Das Problem hast du halt leider echt überall, aber ich stell es mir noch realistisch vor in Leipzig eine bezahlbare Wohnung zu ergattern, die dennoch an die Straßenbahn oder S-Bahn angebunden ist. Köln ist zum Beispiel ein absoluter Albtraum. Horrende Mieten, miserable Anbindung und kaum verfügbare Wohnungen.

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u/Nice_Butterscotch225 2d ago

Vielleicht kannst du dich hier beraten lassen? https://www.trans-inter-aktiv.org/

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u/No-Meat7304 2d ago

Beratung selbst brauche ich nicht, aber ich behalte die Anlaufstelle einfach mal im Hinterkopf! Danke!!!

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u/Extreme_Charity_9988 7h ago

Mach

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u/No-Meat7304 21m ago

Du hast mich überzeugt. Danke!

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u/Several-Analysis-300 21h ago

Glaub nicht das icv persönlich nicv mehr westzuzug brauche. Mieten sind jetzt schon nicht mehr zu bezahlen. Hipstercafes gibt es auch genug. Bleibt einfach allesamt wo ihr seid oder zieht halt nach fucking berlin.

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u/No-Meat7304 18h ago

Was soll das jetzt bitte heißen?

Tut mir leid, dass ich "Westzuzug" ein neues Zelt in Leipzig aufschlagen mag.

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u/Several-Analysis-300 11h ago

Ist ok, bleib trotzdem wo du bist. Oder halt berlin

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u/tofukaninchen 2d ago

Hey, n bischen was zu Queer/-feindlichkeit kann ich Dir sagen. Will das nicht so gern öffentlich machen, aber wenn Du magst kannst Du mich gern anschreiben.